Freitag, 9. Oktober 2009

Inklusionsprobleme postmoderner Vergesellschaftung
- oder -
der Weg in die Zwei-Drittel-Gesellschaft

Die Logik der funktional differenzierten Gesellschaften selbst ist es, die durch seine stets zahlreicher werdenden sozialen Kreise Menschen immer stärker nur partieller integrieren kann und somit zu größeren Spaltungen, anstatt zu einer übergreifenden Persönlichkeit, ihrer menschlichen Akteure führt. Die Variationen, der aus den multiplen Partialinklusionen entstehenden Persönlichkeiten, nimmt also zu und fördert dabei wiederum die soziale Differenzierung, woraus der Prozess autopoetisch wirkt.
Ein die postmoderne Gesellschaft stark bedrohendes Phänomen ist daher die von den Familien selbst herbeizuführende Inklusion ihrer Mitglieder in die Gesellschaft, die zwangsläufigerweise, aufgrund der exponentiellen Differenzierung, immer schwieriger und eigenverantwortlicher erfolgen muss...
Es ist nicht minder als eine Frage des Überlebens postmoderner Gesellschaften, die sich uns hierbei stellt, wenn wir davon reden eine Marginalisierung und Totalexklusion der Massen zu vermeiden. Dieses Phänomen tritt in Deutschland erstmals in den 60er Jahren in Form des Endes der Vollbeschäftigung auf (=Inklusion der Masse in das wirtschaftliche Teilsystem), mit der Folge der Exklusion der Individuen aus anderen bis hin zu allen Funktionssystemen der Gesellschaft. Hat man beispielsweise keinen Job mehr, so kostet dies nicht nur das Haus, sondern auch die lückenlose Erwerbsbiographie, daraus resultierend sinken die Aufstiegschancen, wenn man überhaupt noch eingestellt wird - geschieht dies nicht, wird man langsam exkludiert, bis man nicht mehr Teil der Gesellschaft ist. Kein Einzelschicksal, sondern das Leid Abertausender angesichts fast 4 Millionen Arbeitsloser. Doch auch eine Revolution dieser Reservearmee (Marx) des Devianzbereiches wird aufgrund des Tocqueville-Paradox ausbleiben - es ist daher eher lediglich eine Frage der Zeit, bis sich die moderne (deutsche) Gesellschaft spaltet!
Der Soziologe, der sitzend in seinem Krähennest, zwar vor dem Eisberg warnen kann, auf dem das Schiff der Gesellschaft zusteuert, weiß aber ebenso, und das ist das eigentliche Dilemma, dass er dies ohne Hoffnung tut, da keines der sozialen Systeme sich unabhängig ihrer immanenten Eigenschaften diesem Eisberg annehmen kann. Mit anderen Worten: Es gibt keinen Steuermann, der für diese Botschaft empfänglich wäre, auch wenn sie das Aus aller sozialen Systeme bedeutet.

Keine Kommentare: