Donnerstag, 24. Februar 2011

Je pense, donc je suis

"Ich denke, also bin ich." - So lautet die wohl bekannteste Aussage des französischen Philosophen René Descartes und vermutlich der gesamten Philosophie des Abendlandes. Die lateinische Übersetzung ‚cogito, ergo sum‘, die noch wesentlich bekannter sein dürfte als sein französisches Pendant, ist, genau wie die deutsche Übersetzung, leider irreführend und falsch. Sie sollte nur mit Vorsicht genossen werden.

Doch wie kann ich das behaupten?
Nun, das 'ergo' bzw. das 'also' steht für einen Schluss, der logisch nicht zulässig ist, wenn keine weiteren Postulate gesetzt sind. Das französische 'donc' ist in dieser Hinsicht weniger auf die Kausalität abzielend, wäre also noch hinnehmbar. Einzig aus dem Prozess des Denkens kann nicht eine mit diesem identische Substanz gefolgert werden. Schon gar nicht zulässig ist daher auch die (eigene) Existenz aus diesem zu schließen! Dass dies intuitiv geschehen mag - Descartes merkt dies ja auch - ergibt nicht zwingend schon die Tatsache des Denkens selbst. Lediglich der Schluss ‚Ich denke, also bin ich ein Denkender‘ wäre zulässig. Weder 'Ich denke, also bin ich ein Denker' und schon gar nicht 'Ich denke, also bin ich' sind logisch ableitbar.
Doch wieviel Gehalt hat die Aussage 'Ich denke, als bin ich ein Denkender'?

3 Kommentare:

Dimitri hat gesagt…

Wenn man ein Denkender ist, dann ist man doch zumindest irgendwas. Also ist man, wenn man denkt. Von daher is das schon sinnvoll.

Sapir Whorf hat gesagt…

Ich sehe nicht, inwieweit man aus dem 'Denken' (s)eine Existenz schlussfolgern kann - zumindest nicht wie dies logisch erfolgen soll. Der gezogene Schluss ("ich denke, also bin ich") beinhaltet bereits die intuitiven Postulate: 1. "Denken ist Agieren"; 2. "Agierendes existiert". Erst daher kann ja geschlossen werden: Ich denke also bin ich. (man könnte sogar einen weiteren Zwischenschritt verlangen: "Ein Denkender ist existent. Ich bin ein Denkender. Ergo: Ich bin existent.")
Die beiden Postulate sind aber vorausgesetzt und nicht logisch aus dem Satz ableitbar. Wie auch? Jeder nicht-tautologische Satz stellt schließlich eine Beziehung dar (mathematisch eine Gleichung mit 2 Variablen). Die Auflösung kann nur durch einen weiteren Satz (bzw. eine weitere Gleichung) erfolgen.

Es gibt übrigens noch andere (und besser argumentierte) Kritik an Descartes Ausspruch und seine Schlussfolgerungen. Ich verweise vor allem auf Rudolf Carnap.

Sapir Whorf hat gesagt…

Neulich bin ich darauf gestoßen, dass auch Nietzsche feststellt, dass in der Erkenntnis seiner selbst, das Subjekt bereits als vorausgesetzt denkt. Er findet dies im Prozess des Denkens begründet. Die Frage danach, 'wer' denn nun erkennt, wird dabei geschickt umgangen: „Man darf nicht fragen: ‚wer interpretirt denn?‘ sondern das Interpretiren selbst, als eine Form des Willens zur Macht, hat Dasein (aber nicht als ein ‚Sein‘, sondern als ein Prozeß, ein Werden) als ein Affekt.“ (Nachlass 1885/86 [2]151)